Atemschutz-Intensivtraining 2018
Atemschutz-Intensivtraining 2018
Am 19.05.2018 stand für einen Teil unserer Atemschutzgeräteträger ein Intensivtraining auf dem Ausbildungsprogramm, welches in einem für den Abriss geplanten Großgebäude in Gross-Gerau stattfand.
Bereits um kurz nach 8 Uhr morgens machten sich 10 Atemschutzgeräteträger sowie 5 Ausbilder auf den Weg zum Übungsobjekt, in dem über den ganzen Tag verteilt mehrere Ausbildungsstationen absolviert werden mussten.
Eine Ausbildungsstation beinhaltete das Verhalten bei Atemschutznotfällen (was muss gemacht werden, wenn ein Teammitglied im Atemschutzeinsatz bspw. einen Unfall erleidet) sowie den Umgang mit der speziell vorgehaltenen Atemschutznotfalltasche, in der u.a. eine Reserve-Atemluftversorgung mitgeführt wird. Ein Teammitglied simulierte jeweils einen Notfall, sodass sein Teampartner entsprechend handeln musste.
Eine weitere Ausbildungsstation befasste sich mit dem strukturierten Absuchen von verqualmten Räumen nach vermissten Personen, sogar teils unter Nullsicht.....
Hierbei wurden u.a. verschiedene Vorgehensweisen mit Leinen-Sicherung geübt, bei denen sich entweder teamweise in den Räumlichkeiten bewegt wurde oder auch ein Teammitglied am Raumeingang saß und der Teampartner (an einer Leine gesichert) die Räumlichkeit allein absuchte. Bei diesen Übungen wurde zusätzlich immer ein Atemschutznotfall eingespielt: Hierbei musste ein „verunfalltes“ Teammitglied von seinem Partner aus dem verqualmten Räumlichkeiten gerettet werden.
Wenn im Brandfall hinter verschlossenen Türen eingeschlossene Personen vermutet werden, spielt Zeit eine große Rolle für eine schnelle Türöffnung. Hierfür wurde in einer weiteren Übungseinheit der Umgang bzw. Einsatz des Halligan-Tools, eines Universalhebel- und Brechwerkzeugs, geschult und trainiert.
Dieses Halligan-Tool wird, teilweise unter Zuhilfenahme eines Vorschlaghammers, zum Aufhebeln und -brechen von Türen eingesetzt. Mit speziellen Techniken und einiger Kraft ist es somit möglich, auch Metalltüren zu öffnen.
Die in den vorherigen Stationen erlernten und trainierten Fähigkeiten galt es in der abschließenden Einsatzübung mit anzuwenden. Angenommen wurde hierbei ein Zimmerbrand im 2.OG des Großgebäudes, bei der auch eine Person vermisst wurde. Die jeweiligen Teams bekamen am Einsatzfahrzeug vor dem Gebäude ihren Einsatzauftrag und mussten sich mit dem benötigten Gerätschaften ausrüsten:
Neben der vollständigen Brandschutzkleidung sowie Wärmebildkamera, Handlampen, Funkgerät, Leinenbeutel, Halligan-Set und Schlauchtragekörben wurde auch das sogenannte Schlauchpaket durch ein Teammitglied (im Bild links) mitgeführt. Der Einsatz eines solchen Schlauchpaktes wird derzeit in der Abteilung Dornheim getestet, um es evtl. in naher Zukunft in das gemeinsame Einsatzkonzept aller Einsatzabteilungen der Kreisstadt einzuführen. Das Schlauchpaket besteht aus einem 30m C-Schlauch, einem Absperrventil sowie einem Hohlstrahlrohr. Alles zusammen ist mit Klettbändern zu einem „Paket“ gebündelt und wird auf dem Rücken / auf dem Atemschutzgerät zum Brandbereich transportiert.
Nachdem nun die Trupps ihren Einsatzauftrag erhalten hatten, musste die gesamte Ausrüstung erst einmal durch Treppenhaus bis ins 2.Obergeschoss getragen werden.
Parallel wurde ein weiterer Einsatzschwerpunkt beübt: Das effiziente Schlauchverlegen innerhalb des „Treppenauges“, den offenen Bereich zwischen den einzelnen Treppen-Ebenen. Hierdurch wird, im Vergleich zum Schlauchverlegen über die Stufen, deutlich weniger Schlauchmaterial zum Überwinden der Strecke benötigt. Außerdem vermindert es die Stolpergefahr für
Personen, die evtl. über dieses Treppenhaus Richtung Ausgang flüchten müssten.
Das Freihalten der Fluchttreppenräume von Hindernissen und Rauch ist ebenfalls einer der Übungsschwerpunkte. Hierfür kommt ein weiteres Hilfsmittel zum Einsatz, welches durch das Einsatzteam mitgeführt wird:
Der sogenannte Rauchvorhang. Dieser kommt zum Einsatz wenn Türen geöffnet werden müssen, von denen im geschlossenen Zustand noch der Rauch in den jeweiligen Brandräumen zurückgehalten wird.
Der Vorhang wird dabei mit wenigen Handgriffen in den offenen Türrahmen eingespannt: Die Einsatzkräfte gelangen somit trotzdem in die jeweiligen Bereiche und können dabei noch die Schlauchleitung unter dem Vorhang weiterführen. Der Vorhang hält weiterhin den Großteil des Rauches vom gesicherten Bereich (in unserem Fall dem Fluchttreppenraum) fern.
Bis zu diesem Punkt sind die Einsatzteams bereits über 30m ins Gebäude vorgedrungen und gelangen nach Durchqueren des Flures schlussendlich zur verschlossenen Tür des Brandraumes, aus dem bereits deutlich der Rauch unter der Tür hervordrang. Nun galt es, alles vorher trainierte Können anzuwenden:
- Das Schlauchmanagement und der Einsatz des Schlauchpakets vorm Brandraum
- Das Aufbrechen der Tür mithilfe des Halligan-Sets
- Das korrekte Positionieren der Einsatzkräfte beim Öffnen der Tür
- Das Abgeben von gezielten Sprühstößen in die heißen Brandgase vom Türeingang aus
- Das Vorgehen des Teams in den Brandraum unter Nullsicht sowie das Mitführen der Schlauchleitung
- Das Absuchen des Brandraumes durch Abtasten sowie unter Einsatz der Wärmebildkamera
- Das Auffinden sowie die sofortige Rettung der Vermissten aus dem Brandraum ins gesicherte Treppenhaus
- Das anschließende Auffinden des Brandherdes sowie dessen Brandbekämpfung.
- Die Suche nach versteckten Glutnestern in der abgehängten Decke unter Zuhilfenahme eines Einreißhakens
- Abschließende Maßnahmen sowie der gesicherte Rückzug aus dem Gebäude.
Nach kurzer Regenerationsphase der Einsatzteams fand anschließend gleich eine Nachbesprechung mit der Übungsleitung statt, bei der die Teams neben ihrer Selbstreflexion auch Verbesserungspotential aufgezeigt bekamen.
Im Bild oben beispielsweise wurde das Halligan-Tool nach dem Aufbrechen der Tür nicht korrekt aus dem Türbereich entfernt und stellt somit durch seinen hochstehenden Dorn eine erhebliche Gefahr für das arbeitende Team dar! (Anmerkung: Das Halligan-Tool wurde einige Sekunden nach Entstehen des Bildes durch die Übungsleitung aus dem Gefahrenbereich entfernt).
Nachdem die Teams ihr eingesetztes Material zurück zum Einsatzfahrzeug gebracht hatten, war nun Zeit zum „Abkühlen“. Die kräftezerrende Arbeit während der Einsatzübung sowie der zurückliegenden Ausbildungsstunden war den Teammitgliedern deutlich anzusehen...
Nach über 8 Stunden intensiven Trainings wurde nach kurzen Aufräumarbeiten das Gebäude verlassen, um am Feuerwehrstützpunkt in Gross-Gerau die Einsatzfahrzeuge wieder aufzurüsten. Zurück im Feuerwehrhaus Dornheim wurde nach einer konstruktiven Nachbesprechung die Veranstaltung erfolgreich beendet und alle Teilnehmer „schleppten“ sich in den verdienten Feierabend.